Wenn es einen Wert gibt, der eigentlich schon immer präsent in meinem Leben war, ob ausgesprochen oder nicht, dann war es die Kreativität.
Kreativität ist wie ein sprudelnder Motor, der mich an fast jedem Tag meines Lebens verlässlich angetrieben hat, etwas zu bewegen, zu erschaffen oder zu entwickeln.
Egal ob auf der Bühne als Sängerin, am Laptop wild in die Tasten hauend oder Ideen- und Konzeptentwicklung im Business und Marketing. Das alles und noch mehr, das bin ich, das ist meine Kreativität, das ist mein fließender Geist, der erschaffen möchte.
Doch die Kreativität hat auch eine kleine Schattenseite. Sie ist stürmisch, sie ist nicht immer kontrollierbar. Es gibt keinen An- und Ausschalter für sie und manchmal, da schäumt sie auch einfach über.
Sehr rational getrieben und meine Kreativität im Zaum haltend bin ich seit ca. 2018 durch mein eigenes Kreativ-Business geprescht. Warum genau, kannst du in diesem Artikel nachlesen.
Hier und jetzt soll es jedoch um das Wiederentdecken und Ausschöpfen der eigenen Ressource Kreativität gehen.
Lass uns gemeinsam etwas philosophieren, wie Kreativität dir helfen kann, kraftvoll aus Lebens- oder Sinnkrisen hervorzugehen und deinem persönlichen Lebenswerk ein Stück näherzukommen.
Ist Kreativität heutzutage unterschätzt und out?
Kreativität bekommt in einer Leistungsgesellschaft, in der man auf Knopfdruck produktiv und belastbar sein muss, wenig Raum.
Die Welt, in der die Spielregeln „höher, schneller, weiter“ heißen, bietet keinen Platz für echte, schöpferische, kreative Prozesse, jedenfalls nicht genug.
Kreativität kommt und geht. Sie ist nicht immer verfügbar. Sie braucht Raum, Zeit und vermutlich auch eine Art der inneren Ruhe, um sich zu aktivieren.
Die besten Ideen entstehen doch eigentlich nebenbei, wenn man gar nicht bewusst über etwas grübelt, oder?
Kreativität ist also ein Prozess, den du erstmal nicht wirklich kontrollieren kannst.
In einer leistungsorientierten Gesellschaft ist das mangelhafte Kontrollieren jedoch ein Zeichen von ineffizient. Dann greifen Rationalität und der Versuch, die Dinge eben mit der Brechstange zu lösen.
(Oder anstatt dem Kopf Freiraum zu geben, lieber in Dauerschleife versuchen durch die Wand zu preschen, wie ein Stier.)
Kein Wunder, dass die Kreativität in deinem Alltag immer kürzertritt.
Doch wo ist sie hin, die Kreativität?
In unserer Kindheit sprudeln wir alle vor Kreativität über. Wir kleinen Menschen, du und ich, wir sind quasi lebendige Kreativität und Neugierde.
Spielen, entdecken, ausprobieren, laut sein, wild sein, anders sein … all das ist Kreativität. Kindern sprechen wir diese Fähigkeiten wohlwollend zu. Sie inspirieren uns sogar.
Doch irgendwann kam ein Twist. Entweder wurde dein freier, entdeckerischer Geist aus dem Außen oder deinem eigenen inneren gedrosselt.
Du wurdest erwachsen, reifer, beherrschter und gliedertest dich wunderbar in die rationale, funktionierende Leistungsgesellschaft ein.
Vielleicht gönnst du dir hier und da noch ein paar rebellisch-kreative Abschweifungen, doch im Grunde verkneifst du dir deine eigene Kreativität zu oft, nur um dann Virtuosen für ihren Freigeist zu bewundern.
Du wirst zum Fan, weil diese Menschen dich inspirieren und daran erinnert, was eigentlich alles selbst in dir schlummert.
Wofür brauchst du Kreativität?
Kreativität ist Neugierde und Lebendigkeit in einem. Weiterentwicklung (egal ob persönlich, gesellschaftlich, evolutionär etc.) passiert durch eine gesunde Neugierde.
Geboren wird eine Idee, dass durch das Ausprobieren von etwas Neuem, irgendetwas „besser“ sein könnte. Kreativität ist also nichts Geringeres als die Fähigkeit des Menschen, Ideen zu kreieren und umzusetzen.
Jetzt wird auch sehr schnell klar, wieso wir alle Kreativität brauchen und sie nicht ablehnen sollten, weil sie irgendwelchen Standards nicht entspricht.
Unsere Gesellschaft braucht kreative Ideen, um sich zu entwickeln, genau so, wie jedes Unternehmen oder eben auch du und ich.
Nur wenn du eine Idee davon hast, wer du sein willst, was du tun willst oder wie du leben willst, kannst du die nötigen Schritte gehen, um diese Idee in die Tat umzusetzen.
Kreativität als Weg aus deiner Krise?
Egal wo du gerade stehst auf deiner Reise, vielleicht kann dir deine eigene Kreativität dir da raushelfen.
Lass mich erklären…
In schwierigen Zeiten richten wir meist unsere Gedanken auf die ohnehin schon negativen Aspekte unserer Situation.
In meinem Fall ist es gerade der Kampf gegen den Brustkrebs.
Natürlich könnte ich von Morgens bis Abends darüber nachdenken, wie schlimm die Situation ist, wie unerträglich die Schmerzen sind und wie krass mein Körper unter der Chemotherapie leidet.
(Und ich muss zugeben, an Tagen, an denen es mir gar nicht gut geht, sind diese Gedanken da…)
Aber diese negativen Gedanken ändern auch nichts an deiner Situation. Diese Gedanken machen auch nichts besser.
Nein! Sie brennen dich nur noch mehr aus.
Diese Fragen nach dem „Warum passiert mir das?“ oder „Womit habe ich das verdient?“, führen zu nichts, außer zu einem Gedankenkarussell, was sich niemals aufhört zu drehen. 🎡
Gesünder ist es dagegen, sich mit der „Wie-Frage“ zu befassen.
„Wie schaffe ich diese Krise zu überwinden/ diese Krankheit zu besiegen/ meinem Leben eine neue Richtung zu geben?“
Das sind Fragen, die sich auf deine Zukunft beziehen. Für die Beantwortung und für deine Zukunft kannst du Ideen kreieren.
Egal ob wilde Traumfahrten oder der bodenständige 5-Schritte-Plan, es ist so viel gesünder sich diesen Ideen und dem kreativen Prozess dahinter zu widmen, als noch ein Ticket für das eigene Gedankenkarussell einzulösen.
Kreativität hat viele Fassetten
Denkst du gerade „Ich bin nicht kreativ, ich kann das nicht“?
Vielleicht liegt das daran, dass du Kreativität geistig sofort mit abstrakter Kunst oder komplexen Musikwerken assoziierst?
(Natürlich braucht es für Kunst, Musik und Co. Kreativität, aber vor allem bedarf es der Beherrschung des Handwerks an sich und vieeeel Erfahrung. Trust me I know.)
Kreativität ist aber so viel mehr als Tätigkeiten, die von der Künstlersozialkasse gefördert werden.
Kreativ zu sein bedeutet die Fähigkeit zu haben etwas aus den eigenen Gedanken in die reale Welt zu bringen.
Das kann genauso gut ein Produkt sein, wie ein Musikstück oder eine neue Lebensweise. Es geht darum, etwas zuvor geistiges mit den physischen Sinnen erfahrbar werden zu lassen.
Von daher kannst du gar nicht, nicht kreativ sein. In deinen Gedanken erschaffst du ständig neue Ideen.
Die Frage ist nur: Holst du deine Ideen in deine Realität oder lässt du sie bloß verpuffen? 💨
Ich bin lieber kreativ als depressiv
Wenn ich die Wahl haben zwischen negativen Gedanken über eine Situation, an der ich jetzt hier und heute nichts ändern kann, oder kreativ die Weichen für eine Zukunft nach meiner Erkrankung zu legen, dann wähle ich ganz klar, meine Zukunft.
Mental hilft es mir persönlich enorm, mit dem Gedanken zu spielen, wie ich mein neues Leben nach dem Krebs leben möchte.
Besonders an den schweren Tagen versuche ich mir vor meinem inneren Auge den nächsten Urlaub auszumalen oder die Leichtigkeit, die ich verspüren werde, wenn ich wieder meiner Selbstständigkeit nachgehen darf.
Natürlich dürfen wir die „Fuck off cancer“-Party nicht vergessen 🥳.
Sarah