I need a break – Eine Woche Chemo Pause

Eine Woche Chemo Pause

„Und Sarah, geht’s dir besser?“

Diese Frage habe ich in der vergangenen Woche wohl an die hundertmal gehört. 

(21 davon kamen von Sascha, weil er mich auch 3 Mal täglich fragt … die seine Hoffnung stirbt zuletzt 😅)

Spaß bei Seite.

Es wurde leider nicht besser, im Gegenteil. Woche 14 meiner Chemotherapie war noch schwieriger als die verflixte Woche 13

Dieser Bericht wird … sagen wir … etwas .. eklig 😬 .. also ich hab dich gewarnt. 

Noch nicht fit? Egal! Chemo drauf!

Nach Woche 13 war ich eigentlich noch nicht wieder bereit für eine weitere Dosis meines Lieblingschemiecocktails. 🍹

Die Schmerzen der letzten Chemo waren noch da. Die Schmerztabletten hatte ich gerade erst probiert zu nehmen und ganz allgemein: Ich fühlte mich nicht fit. 

Von den 12 Wochen davor unter EC war ich anderes gewohnt. 

Verlässlich wurde ich ab Tag 8 nach dem Cocktail wieder fit, sodass ich ab Tag 10 eigentlich wieder ganz gewohnt meinem Leben nachgehen konnte. 

Bis vergangene Woche wusste ich also noch gar nicht, wie es sich anfühlt, nicht fit zur nächsten Chemotherapie anzutanzen. 

Nun denn, ich hab den Blutwerten vertraut. Wenn die stimmen, dann vertrage ich die Chemo doch. Und Schmerzmittel habe ich ja jetzt auch ohne Ende: HAHAHA 🥴

Und dann kam es richtig dicke!

Auch hier darf ich einmal mehr sagen: Hab mich geirrt. 

Der Chemo-Tag war eigentlich noch ganz okay. Ich würde fast behaupten, dass letzte Woche Dienstag mein bester Tag war. 

Ich war nicht fit, die Schmerzen waren moderat, aber ich konnte mich zumindest noch frei in der Wohnung bewegen. 

Gegen Mittwochnachmittag ging es dann allmählich bergab mit meiner „Standfestigkeit“. 

Die Schmerzen waren dank der Schmerzmittel schon aushaltbar, nicht weg, aber okay. Doch die böse Überraschung kam Mittwochabend, in Form von … blutigem Stuhlgang. 😬

(Ich sagte ja, es wird eklig)

Okay, sowas hatte ich auch noch nicht. Und ich kann dir sagen, das lässt einen im ersten Augenblick erstmal erschaudern. 

Seit der ersten Chemo habe ich etwas mit Verstopfung zu kämpfen gehabt, aber Blut kam da definitiv noch nie mit raus. 

Ein Glück habe ich die private Nummer meiner Onkologin und hatte somit die Möglichkeit via WhatsApp kurz nachzufragen, ob ich ins Krankenhaus muss. 

Zum Glück gab es Entwarnung (die ganzen Stuhl-Details von der Chemo erspare ich uns beiden, okay? 😬).

Beobachten und einfach weiter atmen.

 

An dieser Stelle möchte ich einmal sagen, wie dankbar ich bin, dass ich im Notfall meine Ärztin wirklich immer erreichen kann. Innerhalb von 15 Minuten hatte ich einen Rückruf und vor allem die innere Beruhigung, die du in solch einem Schock-Moment definitiv brauchst. 🙏🏻

Das Ende vom Lied

Das Ende ist schnell erzählt, denn das Blut im Stuhl kam zum Glück nicht zurück. 

Dafür beehrte mich ab Donnerstagmorgen ein neuer Gast … Durchfall. 

Durchfall soll wohl neben dem Haarausfall die häufigste Nebenwirkung einer Chemotherapie sein (also auch nichts Ungewöhnliches an dieser Stelle).

Doch leider steigerte sich auch das. 

Ich war mir ziemlich sicher, dass ich mir keinen Magen-Darm-Infekt zugelegt oder etwas Falsches gegessen hatte. Nein, der Übeltäter waren die ganzen Tabletten. 

12 Pillen pro Tag, um Schmerzen und andere Nebenwirkungen zu bekämpfen, haben wohl meinen Magen-Darm-Trakt einfach geschreddert. 🪚

Also nahm ich die Gliederschmerzen in Kauf und setzte die Schmerztabletten ab und dafür dann etwas gegen den Durchfall. 

Du fragst dich, wie es mit dem Essen war? 

Welches Essen frage ich dich? Am Wochenende waren eine Banane und 3 kleine Kartoffeln das Maximum, was ich irgendwie in mich hineinstopfen konnte. 

Weggehen wollte der Durchfall nicht und so schleppte ich mich (und glaub mir, ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe) irgendwie am Montagmorgen in die Praxis zur obligatorischen Blutabnahme. 

Die Bitte und das schlechte Gewissen

Dieses Mal war klar: Ich brauchte eine Pause. 

Mein Körper war völlig im Eimer. Ich hatte seit Tagen nicht richtig gegessen. Ich hatte immer noch Schmerzen und Durchfall. Und über meine mentale Verfassung nach 14 Tagen, die ich ausschließlich im Bett verbracht habe, müssen wir gar nicht erst anfangen zu reden. 

Dieser kraftlose Körper und hoffnungslose Geist hätte die nächste Chemo am Folgetag nicht überstanden. 

Also bat ich meine Ärztin um eine Woche Chemo-Pause (was aus medizinischer Sicht kein Problem und keine negativen Auswirkungen auf meine Therapie hat)

Verrückterweise fühlte ich mich erleichtert über die Auszeit und gleichzeitig war mein innerer Kritiker leider gar nicht nett zu mir. 

„Du solltest durchziehen, jetzt verzögert sich alles nur. Nun dauert alles noch länger.“ oder, 

„Du bist wohl doch nicht so taff, wie du immer dachtest, was? Wohl doch keine starke Frau.“

Es ist wirklich verrückt, wie krass man sich noch in den schwierigsten Lebenslagen selber fertig machen kann oder?

 

Auf eine Woche mehr oder weniger kommt es nicht an

Mal ganz ehrlich? 

Chemotherapie ist 💩. Das kann man sich nicht schönreden. Der Körper leidet ganz schön doll unter der ganzen Chemie. 

Es gibt natürlich die überlebenswichtige Wirkung auf die Krebszellen, aber zeitgleich werden eben nicht nur die kranken Krebszellen durch die Chemo getötet, sondern eben auch sehr viele gesunde Zellen. 

Der Körper kämpft, und zwar jeden einzelnen Tag (selbst an den guten Tagen, an denen man es vielleicht gar nicht merkt)

Je länger die Therapie dauert, desto schwächer kann der Körper werden, schließlich kämpft er ja auch schon länger gegen das Gift (und den Tumor) an. 

Es ist also völlig okay, dem eigenen Körper (und der Psyche) mal eine kleine Pause zu gönnen. 

(Ja, ich versuche es mir täglich, wie ein Mantra immer wieder zu sagen: Es ist okay eine Pause zu machen. Ich bin nicht schwach oder weniger wert, weil ich um eine Auszeit bitte.😮‍💨)

Ich versuche diese Woche zu genießen, viel zu schreiben und einfach ein wenig Erholung in mein System zu bekommen. (Und die Wohnung nochmal sauber zu machen 😬)

Die Angst vor 10 Wochen Folter

Die ersten beiden Wochen unter Pacli/Carbo und Pembro waren wirklich schrecklich. Ich wünsche mir tatsächlich meine ECs zurück. 

(Traurig oder? Aber da wusste ich wenigstens nach 8 Tagen geht’s wieder bergauf und ich hab min. 1,5 Wochen bis es mir wieder dreckig geht. 😵‍💫)

Und in mir steigt die Angst, dass die nächsten 10 Mal, die ich noch vor mir habe, mein Körper genau so leidet wie die letzten beiden Wochen. 

Wenn es so gar keinen Tag mehr gibt, an dem man sich halbwegs okay fühlt, dann ist es wirklich hart zu ertragen. 

Aber 10 Wochen und 10 Chemo-Cocktails liegen noch vor mir. 

Doch muss ich mir auch sagen, im Tausch gegen den Rest meines Lebens sind 10 Wochen Folter ein geringer Preis. 🩷💛💙

Also positiv bleiben. 

Doch wünschen darf ich mir trotzdem, dass mein Körper die nächsten Chemos wenigstens etwas besser verträgt.

Drück mir die Daumen.

Sarah

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