Seit dem 04.11.2024 befinde ich mich im 2ten Zyklus meiner Chemotherapie, indem nach dem aktuellen Behandlungsplan 12 Wochen lang die wöchentliche Gabe von Pacli Nab (125ml) und Carboplatin (wird jede Woche neu berechnet) vorgesehen ist sowie die dreiwöchentliche Gabe von Pembro (Immuntherapie).
Davor bekam ich EC und Pembro, 4 Mal alle 3 Wochen. In dieser Zeit ist mein Tumor (Arsch Arsch) von 6,5cm auf 2,6cm geschrumpft.
Die Gabe von EC und Pembro war vor allem in der Chemo-Woche heftig.
Nebenwirkungen wie Erschöpfung, Atemnot, Gliederschmerzen und Übelkeit waren vor allem an den Tagen 3-7 meine ständigen Begleiter.
Dennoch war die EC – Chemo für mich „aushaltbar“. Ich konnte mich darauf verlassen, dass es ab Tag 8 mit großen Steps besser wurde.
Ab Tag 10 war ich eigentlich wieder fit. Und dann lagen noch 11 gute Tage vor mir, an denen ich mich erholen, die Nebenwirkungen vergessen und mein Leben ganz normal weiter leben konnte.
Das waren die Tage, an denen ich sagte: „Ich merke gar nicht, dass ich eine Chemotherapie mache.“
(Okay mal abgesehen davon, dass ich keine Haare mehr hatte 🧑🏻🦲.)
Im Internet liest man, dass die Chemotherapie mit EC heftiger ist als die wöchentliche Gabe von Pacli. Viele Brustkrebspatientinnen, die ich während meiner Therapie kennengelernt habe, bestätigten mir das.
Und so dachte in meiner freudigen Naivität, dass nach den 12 Wochen EC das Schlimmste bereits hinter mir liegen würde.
HaHaHa …. Satz mit „X“ … das war wohl Nix! 😵💫
Hochdosis Therapie mit Pacli & Carbo - Die härtesten 12 Wochen meines Lebens
Im Internet liest man, dass die wöchentlichen Chemotherapie leichter sein und besser verträglich sein sollen als die dreiwöchentlichen ECs.
Das kann ich nicht bestätigen.
Zwei Tage nach der ersten Gabe von Pacli, Carbo und Pembro lag ich flach und das mit den Schmerzen meines Lebens.
Da half auch kein Ibuprofen mehr. Stattdessen bekam ich Morphin-Pflaster.
Selbst im Liegen tat mir jeder einzelne Muskel weh. Aufstehen und mich bewegen, rückte in weite Ferne.
Zu den heftigen Schmerzen gesellten sich auch noch chronischer Durchfall und Magenkrämpfe.
Meine Ernährung bestand im Grunde genommen nur noch aus Bananen, Äpfeln, Zwieback, Kartoffeln und lauwarmen Kamillentee, in Kombination mit Bruscopan und Imodium Akut.
Bereits nach zwei Wochen brauchte ich eine Pause. Physisch und psychisch war ich einfach im Ar***. ***
Wie sollte ich das nur noch 10 weitere Wochen aushalten?
Eine Erholungsphase, wie bei den ECs gab es nicht mehr.
Montags schleppte ich mich mit letzter Kraft in die Praxis zur Blutabnahme, mehr Zombie als Mensch und am nächsten Morgen folgte die nächste Chemo.
In guten Wochen lag ich nur fünf von sieben Tagen bewegungslos im Bett, in schlechten Wochen waren es sieben von sieben Tagen.
Während der Zeit dieser Hochdosis-Therapie lässt sich an zwei Händen abzählen, wie oft ich das Haus verlassen habe, ohne zu einem Arzttermin zu fahren.
Ich habe seit dem Start dieser zweiten Chemotherapie nichts anderes getragen als Jogging- aka Schlabberklamotte.
Wieso auch?
Auch meine tolle Perücke habe ich seit 3 Monaten nicht gesehen, denn sie steht im EG 1, was ich wegen einer unüberwindbaren Treppe nicht betreten kann.
Ein Leben gefangen im Gästebett im Erdgeschoss.
Und ganz ehrlich?
Ich weiß nicht, ob man das wirklich noch Leben nennen kann.
Ich bin hier regelrecht vereinsamt.
Meine Freunde leben alle weit weg. Besuch war unfassbar anstrengend, vor allem über mehrere Tage. Alle paar Stunden musste ich schlafen. Ich war keine gute Gastgeberin.
Mein Mann war den ganzen Tag unterwegs. Erst bei der Arbeit, danach beim Sport oder on tour mit seinen Kumpels. Teilweise habe ich den ganzen Tag mit niemandem gesprochen, außer meinem Hund und meiner Katze.
Mein physischer Zustand wurde mit jeder Gabe von Pacli, Carbo und Pembro schlimmer, bis wir die Chemotherapie abbrechen mussten.
Auf dem Weg zur Blutabnahme bin ich zusammen gebrochen.
Chemotherapie Abbruch - Es ging nicht mehr
Auf dem Weg zu besagter Blutabnahme habe ich leider keinen Parkplatz bekommen und musste ca. 250m vom Auto zur Praxis laufen.
Diese 250m waren mein Untergang.
Als ich in der Praxis ankam, stürmten die Onko-Schwestern auf mich zu, griffen mir unter die Arme und legten mich sofort auf eine Liege.
„Frau Doktor kommt gleich.“
Fünf Minuten später stand meine Ärztin neben mir. Morgen würde es keine Chemo geben und wenn wir die Letzte in der Folgewoche nicht schaffen würden, dann wäre das auch in Ordnung.
Ich hätte schon so viel geschafft und die Nebenwirkungen der Chemotherapie seien jetzt einfach an einem nicht mehr tragbaren Punkt angekommen.
Hier stimmt die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht mehr.
Arsch Arsch muss so oder so rausgeschnitten werden, ob er nun 1,2cm oder 1,1cm groß sei, würde am Ende keine große Rolle spielen.
Da es mir in der Folgewoche immer noch nicht nennenswert besser ging, habe ich die letzte Chemotherapie verweigert und meine Therapie abgebrochen.
Mein Chemotherapie Abbruch war dann das lang ersehnte Ende dieser Horrorphase meines Lebens.
91,67% der Therapie habe ich geschafft und darauf kann ich stolz sein.
Nach dem Chemotherapie Abbruch gehts bergauf - gaaanz langsam
Das war am 21.1., was jetzt genau zweieinhalb Wochen her ist.
In Babysteps geht es nun vorwärts.
Treppen schaffe ich immer noch nicht, aber dafür kann ich schon wieder 50m gehen (oder humpeln, denn durch die Neuropathie spüre ich meine Füße kaum und gehe… recht komisch) ohne mich hinsetzen zu müssen.
Ich habe das Gefühl, dass meine Schleimhäute sich erholen. Der Durchfall und die Magenkrämpfe sind weg. Ich kann wieder normal essen und auch mal einen Kaffee trinken. Juhu 🎊
Luft bekomme ich nach wie vor keine und auch die Wassereinlagerungen durch das viele Kortison wollen nicht weichen.
Nächste Woche habe ich meine Abschlussuntersuchung. Dann schauen wir uns Arsch Arsch noch einmal im Ultraschall an.
Und dann?
Dann geht es für mich zurück in die Heimat nach Aachen, denn dort werde ich meine restliche Behandlung (OP, Bestrahlung, Reha) fortsetzen.
Warum?
Weil in Braunschweig niemand mehr ist, der mich unterstützen kann bzw. will.
Mein Mann möchte die Scheidung.
Also geht es für mich zurück zu meiner Familie, die gerade liebevoll und voller Elan eine kleine Wohnung renoviert, in die ich bereits nächste Woche einziehen kann.
Es ist schön, so viel Liebe und Wertschätzung für meine Person zu spüren. Das hat mir länger gefehlt, als mir bewusst gewesen ist.
Ich freue mich auf ein neues Kapitel in der Stadt des Streuselbrötchens, in der ich kein Navi brauche, beim Autofahren.
Sarah
Eine Antwort
Liebe Sarah!
Ich wünsche dir nur das allerbeste!! Viel Kraft, auch wenn ich dieses Wort überhaupt nicht mag, um die OP und Bestrahlung gut zu Ende zu bringen und natürlich für deinen Start in der alten Heimat!!!! LG Nina