Viele Menschen fragen mich, ob ich den Chemo-Cocktail merke, während er via Infusion verabreicht wird und wie ich mich direkt nach der Chemotherapie fühle.
Tatsächlich kann ich zumindest die erste Frage direkt einmal mit > Nein < beantworten. Die Gabe der Chemomedikamente spüre ich nicht. Es tut nichts weh und es fühlt sich nichts komisch an.
Während der Infusion werde ich ein wenig müde und manchmal wird mein Mund auch schon etwas trocken.
Die Menge an Flüssigkeit sorgt dafür, dass ich während der Medikamenten-Gabe ein oder zweimal auf Toilette muss.
Was dagegen wirklich zwiebelt, sind die Kältehand- und fußschuhe. Eine Nebenwirkung meiner aktuellen Chemotherapie ist die Polyneuropathie (Nervenschäden in Fingern und Füßen). Und um dem entgegenzuwirken, werden meine Hände und Füße ca. eine Stunde auf 15 Grad heruntergekühlt.
Gerade im Winter ist die Kühlung nicht sehr angenehm. Einige Patientinnen kühlen sogar ihre Kopfhaut, um dem Haarverlust entgegenzuwirken.
(Bei mir hat das leider nicht geklappt.)
Wie fühlst du dich 1–2 Stunden nach der Chemotherapie
Ein erstes Körpergefühl bekommst du, wenn die Therapie beendet ist, du aufstehen und dich wieder bewegen darfst.
Bei mir ist es so, dass sich meistens meine Beine ein wenig wackelig anfühlen. Davon abgesehen gehe ich immer ganz nochmal aus der Praxis raus.
Die Treppen aus der dritten Etage abwärts schaffe ich auch ohne Probleme.
Wenn der erste Luftstrom von draußen kommt, merke ich, dass ich mich etwas beduselt fühle.
Und das ist die erste Nebenwirkung, die ich bewusst spüre. Ich bin ein bisschen high. (Vermutlich ist das auch der Grund, weswegen man nicht Auto fahren darf nach der Chemo.)
Dieses Gefühl hält auch einige Stunden an.
Zu Hause angekommen gehts dann aufs Sofa, ein bisschen kuscheln mit meinem Hund, leichte Kost im Fernsehen oder PlayStation spielen im Storymodus, weil meine Reaktionsgeschwindigkeit eingeschränkt ist.
Ein weiteres „Symptom“ (wenn man es denn so nennen mag), ist ein wirklich immenser Hunger auf Fleisch. Am liebsten würde ich den ganzen McDonalds leer essen, was ich normalerweise niemals tun würde.
Da ich meistens zum Glück nicht zu McDonalds komme, futtere ich zu Hause, was ich zwischen die Kiemen bekommen kann. In dieser Phase habe ich auch kein Sättigungsgefühl, was ich ziemlich erstaunlich finde.
Na ja und mit einem gefüllten, bzw. überfüllten Bauch, gibt es dann natürlich ein Mittagsschläfchen. Die Müdigkeit setzt bei mir meist gegen Mittag ein.
Nach dem Mittagsschläfchen kickt das Kortison
Man will es nicht glauben, doch zurzeit ist mein Chemo-Tag, der beste Tag in der Woche, denn das Kortison kickt die wirklich fiesen Nebenwirkungen einfach beiseite.
Natürlich sind die wackligen Beine noch da und groß ausgehen würde ich auch nicht, aber ich kann meinen Alltag ganz gut bewältigen und bin größtenteils schmerzfrei.
Allmählich schwellen meine Finger an. Wassereinlagerungen sind auch eine normale, noch relativ gut vertretbare Nebenwirkung. (Dann muss der Hochzeitsring halt mal ab.)
Das High-Gefühl lässt ebenfalls langsam nach, sodass ich wieder klarer denken kann. Sogar Schreiben oder kreativ sein, ist dann gut möglich.
Und so verbringe ich den restlichen Tag gemütlich und kreativ.
Hin und wieder muss ich meine Schleimhäute befeuchten, was okay ist.
Übelkeit verspüre ich im Moment keine, was mega ist. Das war unter der Gabe von EC im ersten Zyklus anders (zurzeit bekomme ich Pacli/Carbo + Pembro).
Wie fühlt sich die erste Nacht nach der Chemo an?
Ganz klar: schlaflos!
Ich bin zwar müde, aber komme nicht richtig zur Ruhe. Das Mittagsschläfchen war deutlich effizienter.
Meine Gedanken kreisen hin und her und leider überkommt mich auch eine Hitzewelle nach der nächsten.
Junge Frauen (unter 45) bekommen während der Chemotherapie eine Hormonspritze, die den Einsprung blockiert und die Eierstöcke in ein künstliches Koma versetzt.
Dadurch werden die Eierstöcke vor den Chemomedikamenten geschützt, was jedoch für uns Frauen bedeutet, dass wir von jetzt auf gleich zu 100% in die Wechseljahre geschickt werden.
Und das ist echt heftig.
Ich döse mich also durch die Nacht und wache am nächsten Morgen eigentlich recht energetisch auf (das Kortison kickt noch).
Fazit - wie fühlt man sich direkt nach der Chemotehrapie?
Der Chemo-Tag war bei mir in den allermeisten Fällen ganz okay und gehörte immer noch zu den besseren Tagen.
Nebenwirkungen, die schnell spürbar sind:
- Schummerigkeit
- Wackelige Beine
- Trockene Schleimhäute
- Wassereinlagerungen
- Müdigkeit am Tag und Schlaflosigkeit in der Nacht
- Übelkeit – je nach Chemo-Medikament
- Fleischhunger
Sarah