Chemo 9 und die Woche danach

Chemo 10 und die Woche danach

Wenn das Kortison seine Wirkung verflüchtigt, kann ich nicht mehr schreiben. 

Denn dann kommen die unendlichen Schmerzen wieder und damit zusammen die trüben Gedanken. 

Mein Körper fühlt sich an, als würde ich sterben und mein Geist sieht kein Licht mehr am Ende des Horizonts. 

Ich kanns nicht mehr verstecken, nicht kaschieren. 

Mittlerweile sieht man mir die Chemo nicht nur an, sie springt den wenigen Menschen, die mich gerade zu Gesicht bekommen, quasi in Gesicht. 

Ich sehe aus wie ein Zombie. 🧟‍♀️

(Mein neues Lieblingsemoji, btw.)

Da ist dieser „Kampf“ von dem alle gesprochen haben

Zugegeben, an manchen Tagen waren die 4 Coacktail-Gaben von EC auch nicht schön, aber im Gegensatz zu dem, was ich gerade erlebe, waren die ersten 12 Wochen meiner Chemo angenehm. 

Aktuell bekomme ich Pacli und Carbo, beides wöchentlich. Das macht man wohl so bei so großen aggressiven Tumoren, wie Arsch Arsch. Dazu alle 3 Wochen noch die Immuntherapie. 

Und das haut mich einfach völlig um. 

In meinem ganzen Leben habe ich mich nicht so schwach, so krank und machtlos gefühlt. 

Wenn die Schmerzen kommen, dann ist jede Sekunde eine Qual.  

(In diesem Artikel habe ich die Art der Schmerzen und Nebenwirkungen ausführlich beschrieben.)

Und Schmerzen aushalten, das ist für die Psyche zermürbend. Dann ist es wirklich ein Kampf. 

Ein nackter Kampf ums Überleben, denn es fühlt sich wirklich an, als würde mein Körper aufgeben und einfach sein Dasein einstellen. 

Wofür mache ich den ganzen Sch*** eigentlich?

Genau das ist die Frage, die dann immer und immer in meinen Gedanken kreist. 

(Das Dauerticket für das Grübelkarussell ist eingelöst. 🎡)

„Ob mich jetzt die Chemo oder der Brustkrebs umbringt, ist doch egal, oder?“

Ich weiß, der Gedanke ist nicht hilfreich, nicht konstruktiv. Ich denke ihn auch nicht absichtlich. Das ist, was mein Kopf ausspuckt, wenn ich vor lauter Leid einfach nicht mehr klar bin. 

An Tagen wir heute (Tag 2 nach Chemo 9) bin ich klar. Der Nebel im Kopf ist verflogen. Ich bin konstruktiv, kreativ und hoffnungsvoll. 

(So wie ich mich eigentlich auch selbst immer wahrnehmen würde, wenn ich normal drauf bin.)

Ich will damit sagen, es ist gerade ein wirkliches Auf und Ab, eine never ending Berg- und Tal fahrt. 

Mental bin ich maximal abhängig von meinem körperlichen Empfinde. 

Natürlich ist es keine Option, die Chemotherapie abzusetzen, selbst wenn mir das an den schlechten Tagen als eine sehr angemessene Reaktion vorkommt. 

Ich kämpfe weiter, ich gebe nicht auf. Ich halte das aus, ich stehe das durch. 

Aber vielleicht erlaube ich mir auch einfach mal, dass es okay ist zu Jammern. 

Weißt du, ich hasse Jammerer! 

Ich hasse Menschen, die immer nur jammern, aber niemals etwas verändern in ihrem Leben, die niemals ins Machen kommen. 

Habe ich null Verständnis für. 

Daher fällt es mir vermutlich schwer, mir selbst das Jammern selbst in dieser Ausnahmesituation, an der ich die nächsten 8 Wochen wirklich nichts ändern kann, zuzugestehen. 

Das übe ich jetzt. Ich darf auch mal jammern. 🤷🏼‍♀️

Natürlich weiß ich, wofür ich den ganzen Sch*** über mich ergehen lasse, für wen ich durchhalte.

Für diese Frau:

Das ist die Frau, die ich mal war und gleichzeitig auch eine Frau, die ich sein möchte, wenn ich den Krebs besiegt habe. 

Sie ist wirklich eine Mischung aus beidem, denn dieses Bild ist mit einer KI erstellt. Gefüttert mit Bildern aus meiner Vergangenheit, hat die KI mir eine Vision meiner selbst erstellt, die ich gerne ansehe und auf die ich mich freue.

(Hier geht’s zu einem Artikel über das Thema KI – Bilder und wie sie mir bei der Heilung helfen.)

Das ist gerade Balsam für die Seele. Selbst wenn ich gerade eher einem Zombie 🧟‍♀️ gleiche, als dieser wunderschönen, femininen Dame am Strand. 

Sie motiviert mich.

Was Hoffnung gibt

Bei all dem Leid habe ich dennoch etwas sehr sehr Positives zu verkünden: 

#trommelwirbel 🥁

Ich kann Arsch Arsch nicht mehr ertasten!!!

Das bedeutet in 16 Wochen Chemo Therapie haben die Chemomonster meinen Tumor von 6,5 cm auf „klein“ aka nicht tastbar runtergeknappern. 

Das Therapieziel: pathologische komplett Remission scheint also gerade in greifbarer Nähe zu sein. 

(Das bedeutet, dass keine Tumorzelle mehr nach der Operation im Labor nachgewiesen werden kann. Damit würden meine Heilungschancen in Kombination mit der Immuntherapie laut aktuellen Studien auf 94% ansteigen.) 

Übernächste Woche habe ich wieder eine Ultraschalluntersuchung. Da erhoffe ich mir vorsichtig, dass meine Onkologin Arsch Arsch auch nicht mehr findet. 

Drück mir die Daumen!

Sarah

2 Responses

  1. Hallo, bin zufällig auf deinen Blog gestoßen. ich kämpfe seit letzten Dezember gegen „Depp“.

    Bin mit fast allem durch. Gehe am Dienstag in AHB und danach habe ich noch zweimal Antikörper. Dann bin ich fertig mit der Therapie. Der Kopf und Körper ist aber noch lange nicht fertig damit🙈.

    Ich hatte erst Pali und Carbo, dann EC.
    Deine Gedankengänge kenne ich sehr gut, auch wenn ich sie eher beim EC hatte.

    Ich drücke dir fest die Daumen, dass Arsch Arsch auf null gesetzt wird, vor der OP.

    Hab immer ein Ziel vor Augen, immer ein kleines, wenn das erreicht ist, ein nächstes. so hab ich es durch die Therapie geschafft.

    🫂 alles Gute weiterhin.

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Kreative Wortjongleurin, Bloggerin, Copywriterin, Brustkrebskämpferin und PlayStation Nerd

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Chemotherapie - Wenn der Körper nicht mehr kann
Chemotherapie – Wenn der Körper nicht mehr kann

Nach 18 Wochen intensiver Chemotherapie ist es wieder so weit – Ich brauche eine Pause.
Mein Körper kämpft mit Nebenwirkungen wie Polyneuropathie, Erschöpfung und Schmerzen, während meine Psyche in dunkle Abgründe driftet und die Hoffnung zu verlieren glaubt.
Trotzdem gibt es auch Fortschritte zu berichten.
Doch wie geht es weiter, wenn selbst alltägliche Aufgaben unmöglich scheinen?
In diesem Artikel bekommst du einen ehrlichen Einblick über aktuelle Herausforderungen, Grenzen und Hoffnungen.

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