Abschlussuntersuchung Chemotherapie

Abschlussuntersuchung Chemotherapie

Es ist hart zu akzeptieren, was die Hochdosis-Chemotherapie mit meinem Körper gemacht hat. 

Stand heute bin ich fast bettlägerig. Die kleinste Anstrengung treibt meinen Puls auf 150 und selbst mein Ruhepuls schafft es gerade nicht mehr unter 100. 

Meine Fingerspitzen sind alle taub, was mir das Schreiben extrem erschwert. Meine Füße fühlen sich wie zwei taube Klötze an, die mir statt Gleichgewicht und Stabilität leider nur noch Schmerzen bereiten.

Und dennoch gilt meine Therapie als erfolgreich. All diese, wie ich finde, heftigen Nebenwirkungen sind es wert in Kauf genommen zu werden, um den Krebs in meinem Körper zu bekämpfen. 

Was schwierig ist, ist die Akzeptanz bzw. meine Nicht-Akzeptanz. Ich bin 39 und im Grunde genommen komplett invalide. Ich kann alleine auf die Toilette gehen. Es ist mit den tauben Klumbfüßen zwar eine Wackelpartie, aber es klappt. Davon abgesehen kann ich kaum noch etwas alleine.

Es beginnt beim Aufschneiden eines Brötchens oder dem Schneiden der eigenen Fingernägel und endet bei der Tatsache, dass ich aktuell mit meinen Füßen kein Auto mehr fahren kann. 

Für alles brauche ich Hilfe. Und das ist sehr schwierig zu akzeptieren, wenn man als „junger“ Mensch noch vor einigen Monaten selbstständig und völlig unabhängig war.

Doch was brachte nun die Abschlussuntersuchung?

Ist der Krebs besiegt?

 

Schnell nochmal in die Notaufnahme

Meine beste Freundin hatte sich vor der Abschlussuntersuchung bei mir einquartiert, um mir beim Packen zu helfen. 

Ganz ehrlich? 

Ohne sie hätte ich es niemals geschafft. 

Ich war während des Packens kaum in der Lage auf einem Stuhl zu sitzen und Anweisungen zu geben, in welchen Karton was hereinkommen soll.

Das Ganze fand seine Krönung am Montagabend in der Notaufnahme.

(Selbst das Sitzen und Anweisungen geben war wohl doch etwas zu viel.)

Auf dem Sofa liegend und mit einem Ruhepuls von 117 riet mir meine Ärztin dazu eine Embolie im Krankenhaus ausschließen zu lassen.

So fuhr ich mit meiner besten Freundin um 20:00 Uhr in die Notaufnahme. Es dauerte auch nicht lange und ich fand mich im Schockraum wieder (hier gehen wohl Greys Anatomy Träume in Erfüllung – sagt jedenfalls meine beste Freundin).

Gefunden haben die Ärzte jedoch nichts. 

Meine Blutwerte waren top, kein Corona oder Ähnliches und auch meine Lunge sah auf dem Röntgenbild gut aus.

Um 23:00 Uhr wurde ich dann wieder entlassen. 

Ergebnis der Abschlussuntersuchung

Zugegebenermaßen war ich ein wenig aufgeregt. Nachdem ich die letzten beiden Chemotherapie-Cocktail-Gaben ausgeschlagen bzw. verweigert hatte, ging ich mit gemischten Gefühlen in die Untersuchung.

Hat es gereicht? Oder habe ich vielleicht zu früh „aufgegeben“?

Der Ultraschall hat eine kleine Restmasse gezeigt, die jedoch nicht 100%ig als Tumor identifiziert werden konnte. 

Auf dem Monitor sah es eher wie Narbengewebe aus, welches ca. 1,6 cm groß war. 

Den Metallklipp, mit dem der Arsch Arsch im Juli markiert wurde, war in dieser Narbenmasse verschwunden. 

Es war nicht zu erkennen, ob in dem Narbengewebe noch Resttumorzellen zu finden seien oder nicht. Der Ultraschall kann darauf keine eindeutige Antwort geben. Das würden wir erst nach der Operation vom Pathologen erfahren.

Dennoch lässt sich klar sagen, mit diesem Ergebnis können wir mehr als zufrieden sein.

Im Juli war Arsch Arsch noch 6,5 cm groß. Jetzt, nach einem halben Jahr Chemotherapie, ist er auf dem Ultraschall nicht mehr zu erkennen. 

Vermutlich ist das sogar ein besseres Ergebnis als wir hätten erwarten können.

Doch der Preis war hoch…

Schnell umziehen

Ich wollte keinen Tag länger als nötig in Braunschweig bleiben. 

Zu heftig war für mich der Schmerz, die Trauer und Enttäuschung über das Aus meiner Ehe. 

Davon abgesehen blieb mir ohnehin nicht viel Zeit, da ich möglichst schnell operiert werden musste und das sollte ja nun in Aachen bzw. Eschweiler passieren.

Nach der Abschlussuntersuchung ging es also daran, den Transporter zu befüllen. 

Das klingt jetzt vielleicht etwas makaber, aber im Grunde genommen war das zumindest körperlich der entspannteste Umzug, den ich jemals gemacht habe, denn ich habe wirklich keine einzige Kiste getragen. 

Es wäre auch nicht gegangen.

Körperlich bin ich, wie oben beschrieben, eigentlich zu kaum etwas in der Lage. Ich bin froh, wenn ich ohne Atemnot 50m gehen kann oder ich es mit Hilfe irgendwie in diesen Transporter schaffe.

Davon abgesehen war der Umzug emotional für mich die Hölle. Die eine Hälfte meiner Schwiegerfamilie hat mir geholfen.  

Sie haben Kisten geschleppt, Fahrdienste übernommen und emotionalen Beistand geleistet und die andere Hälfte hat sich nicht einmal von mir verabschiedet und straft mich mit Ignoranz (womit ich das auch immer verdient habe 🧐).

Natürlich war die „letzte Reise“ mit meinem noch Ehemann sehr emotional. 

Es tut wirklich verdammt weh zu fühlen, was für ein tolles Team wir doch eigentlich waren und wie das nun alles einfach weggeworfen wird. 

Bis heute verstehe ich nicht warum und es lässt sich für mich nur mit dem Lebensmotto „Neu ist immer besser“ erklären. 

Vielleicht bekomme ich niemals eine Antwort. Vielleicht habe ich auch einfach eine naive Vorstellung von einem Eheversprechen, nämlich dass es etwas bedeutet, mehr Gewicht und Verantwortung trägt als eine 0815 Beziehung. 

Ich weiß es nicht.

Was ich weiß ist: Es tut sehr weh

Sarah

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